Um Salzgitter weiter konsequent kinder- und familienfreundlich zu entwickeln, wurde der 2. Teil des Arbeitsprogramms von Oberbürgermeister Klingebiel - Leitlinien zur strategischen Neuausrichtung der Stadt Salzgitter unter dem Motto: „Stadt mit Zukunft“ formuliert. Herr Oberbürgermeister Frank Klingebiel hat in der Sitzung des Rates am 29.09.2010 diese Konzeption vorgestellt. Die Leitlinien beschreiben Zielvorgaben, die als Handlungsleitfaden für die Verwaltung und ihre Partner dienen sollen. Dieser Katalog war Diskussionsgrundlage zu dem darauf folgenden breiten demokratischen Dialog mit Stadtverwaltung, Politik, Fachkräften und Bevölkerung. In den dort gebildeten Arbeitsgruppen wurden die vorgeschlagenen Vorhaben abgewogen und ergänzt.
In der Arbeitsgruppe 4 wurde das Leitvorhaben „Förderung kultureller Bildungsorte“ entwickelt, welches unter der Verantwortung des Fachdienstes Kultur die Konzeption und Realisierung eines neuen Bildungsortes „Kunst- und Kreativschule für Kinder und Jugendliche“ vorsieht. Die Umsetzung des Zieles wurde in der Folgezeit ausgearbeitet. Am 07.03.2012 stellte die SPD-Ratsfraktion den Antrag 0598/16 „Erstellung eines Konzeptes zur Erfüllung des kulturpolitischen Bildungsauftrags an den allgemeinbildenden Schulen in Salzgitter“. Die Einbeziehung der darin gestellten Forderungen in die Planungen zur Kunst- und Kreativschule war eine neue Herausforderung. Das Ende dieses Prozesses stellt die nun vorliegende Mitteilungsvorlage dar. Unter dem besonderen Fokus des strategischen Ziels, Salzgitter zu einer kinder– und familienfreundlichen Lernstädte zu entwickeln, ist, mit Integration der Aufgaben, die sich aus dem Antrag 0598/16 ergeben haben, das hier vorgestellte, aus dem Leitlinienprozess entstandene Projekt „Kunst- und Kreativschule Salzgitter“ entwickelt worden.
Einführung
„Als multimediales kulturelles Bildungsangebot vor allem für Kinder und Jugendliche unterscheiden sich Jugendkunstschulen nach Konzeption und Angebotsprofil deutlich von anderen kommunalen Kultur-, Bildungs- und Jugendeinrichtungen und -angeboten (...) Als Scharniereinrichtungen zwischen Freizeit, Bildung und Kultur sind sie prädestiniert, Impulse zur Ressourcen- und Kompetenzenbündelung zu setzen, wie sie perspektivisch durch neuartige Kooperationsformen und -modelle im Querschnitt von Schule und Jugendarbeit immer stärker benötigt werden.“ (Quelle: Jugendkunstschulen/Kulturpädagogische Einrichtungen als Elemente der kulturellen Jugendbildung in den Städten – Eine Orientierungshilfe – verabschiedet vom Kulturausschuss des Deutschen Städtetages am 22./23. Mai 2003 in Schwetzingen). Die nachfolgend vorgestellte, für Salzgitter entwickelte zweigleisige Aufteilung ist eine darauf basierende Weiterentwicklung mit Modellcharakter.
KuK - Kunst- und Kreativschule Salzgitter
Die Kunst- und Kreativschule Salzgitter versteht sich als eine Einrichtung, die dem Fachdienst Kultur angegliedert ist und in der Kinder und Jugendliche ihre kreativen Fähigkeiten kennenlernen und entwickeln können. Im Mittelpunkt der kulturell-kreativen Angebote stehen sowohl die musische und künstlerische Förderung als auch die Vermittlung handwerklicher Fertigkeiten von Kindern und Jugendlichen in den Bereichen Musik, Kunst, Literatur, Kreatives Gestalten, Technik und Experimentieren, Medien, Theater und Tanz.
Unter fachkundiger Leitung von Pädagogen/Pädagoginnen, Künstlern/Künstlerinnen, Designern/Designerinnen und Handwerkern/Handwerkerinnen sollen im Rahmen von unterschiedlichen kurz- und langfristig angelegten Angeboten nicht nur die Wahrnehmung erweitert, sondern auch die Phantasie angeregt und geschult werden. Es ist angedacht, dazu die Angebote anderer Fachdienste themenbezogen zu integrieren und zu nutzen (FD 42 Stadtbibliothek, FD 51 Kinder, Jugend und Familie, FD 40 Bildung und Integration).
Durch ein breit gefächertes Angebot soll eine große Anzahl von Kindern und Jugendlichen erreicht werden, um ihnen den Zugang zu einer umfassenden kulturellen Bildung zu ermöglichen. Das Programm der Kunst- und Kreativschule Salzgitter wird sich vor allem an Kinder und Jugendliche richten.
Sowohl musikalische wie künstlerische als auch literarische Frühförderung regen die kindlichen Sinne an, fördern die Kreativität und erweitern den Erfahrungsschatz. Aber auch im Hinblick auf den Erwerb der sog. Schlüsselkompetenzen (Kreativität, Teamfähigkeit, Flexibilität, Leistungsfähigkeit, Ausdauer, Toleranz, Problemlösungskompetenz) können diese Angebote einen wichtigen Beitrag bereits im frühen Kindesalter leisten. Deshalb ist geplant, Kurse bereits für Kinder im Kindergartenalter anzubieten.
Im künstlerischen Bereich soll das sinnliche Erlebnis mit Farben und Materialien im Vordergrund stehen. Für jüngere Kinder geht es darüber hinaus darum, die Wahrnehmungsfähigkeit zu schulen und zu erweitern und damit die eigenen gestalterischen Möglichkeiten sowie die Kreativität zu entwickeln und spielerisch zu lernen.
Die Kunst- und Kreativschule nimmt auch das Angebot der literarischen Früherziehung mit in ihr Programm auf. Hier werden die Teilnehmer spielerisch an Schreibtechniken herangeführt, erfinden Geschichten und lassen ihrer Phantasie freien Lauf. Dem künstlerischen Arbeiten mit Farben und Materialien lässt sich das freie Schreiben an die Seite stellen. Auch hier lösen sich die Teilnehmer von vorgefertigten Strukturen, lassen durch ihre Sprache neue Welten entstehen und bauen gleichzeitig ihre Sprachkompetenz und - sensibilität aus.
Sich in verschiedene Charaktere einzufühlen führt zur Sensibilisierung der Wahrnehmung und verbessert dadurch die kommunikativen und sozialen Kompetenzen. In nach verschiedener Vorbildung und Altersstufen ausgerichteten Theatergruppen sollen daher entsprechende Stücke eingeübt und zur Aufführung gebracht werden. Zusätzlich wird die Gründung eines dauerhaften gesamtstädtischen Kinder- und Jugendtheaters angestrebt.
Um ein möglichst großes Spektrum an teilnehmenden Kindern und Jugendlichen zu erreichen, ist ein zeitlich breit gefächertes Kursangebot für Kinder ab 2-3 Jahren anzubieten. Die Kurse sollen für ca. 12 Teilnehmer ausgerichtet sein.
Diese allgemeinen Themenbereiche werden in Kooperation mit potentiellen Mitarbeitern, möglichen Kooperationspartnern aber auch in Abhängigkeit der zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten sowie der finanziellen Mittel konkretisiert.
Im Sinne der Synergie-Effekte werden vorhandene Strukturen genutzt. Die Stadtbibliothek verfügt zum Beispiel über Kenntnisse in der literarischen Frühförderung und Leseecken, der Fachdienst Kinder, Jugend und Familie verfügt über Kenntnisse in der Sprachkompetenz-, Phantasie- und Kreativitätsförderung. Durch den zuletzt genannten Fachdienst ist u.a. der Zugang zu den Kindergärten erleichtert.
Die seit dem Jahr 2000 bestehenden Kreativangebote der OASE- Junge VHS (Fachdienst 40, Bildung und Integration) werden integriert, ausgeweitet und weiterentwickelt, ohne dabei die Selbstständigkeit der jeweiligen Fachbereiche und deren Aufgaben einzuschränken. Besonders im Hinblick auf die schon bestehenden Kooperationen der OASE mit allen Grundschulen, kann dadurch der schon vorhandene Zugang zu den Schülern genutzt und ausgebaut werden.
Auf jeden Fall sollen die Angebote ein breites Spektrum von künstlerischen, musischen, literarischen und kreativen Bereichen beinhalten und möglichst fächerübergreifend arbeiten, wobei auch aufbauende Kurse sowie offene Werkstätten im Angebot vorhanden sein werden. Langfristiges Ziel ist ein aus mehreren Sparten entstehendes gemeinsames Projekt, welches abschließend der breiten Öffentlichkeit präsentiert wird. In Zusammenarbeit mit verschiedenen Kooperationspartnern ließe sich das ausgewählte Thema von allen Seiten beleuchten. Dabei ist an Fachvorträge, Konzerte, Kreativangebote, musikalische, literarische und künstlerische Workshops sowie Ferienprogramme zu denken. Die erarbeiteten Ergebnisse sollen darauf hinführen, ineinander übergreifend in einer Veranstaltung gemeinsam dargeboten bzw. ausgestellt zu werden.
Kurse
Aus dem Spektrum der Fächer Musik, Kunst, Literatur, Kreatives Gestalten, Technik und Experimentieren, Medien, Theater und Tanz werden die unterschiedlichsten Kursangebote entwickelt. Beginnend mit Anfängerkursen zum Einstieg, insbesondere in den Bereichen Theater, Musik und Kunst soll möglichst ein langfristiges und aufbauendes Kurssystem vom Anfänger, über Fortgeschrittene angeboten werden, welches aber trotzdem offen ist für Teilnehmer mit Vorerfahrungen bzw. individuellen Neigungen. Über die verschiedenen Arbeitsmaterialien lassen sich unterschiedliche Fächer kombinieren. So lässt sich zum Beispiel der Werkstoff Holz gleichermaßen zum Bauen von Möbeln wie zum Anfertigen von Skulpturen verwenden. Dadurch lässt sich das Spektrum der Kursangebote beliebig erweitern und unterschiedliche Fächer verknüpfen.
Das Angebot soll so strukturiert sein, dass Ganztagsangebote an Schulen, langfristig angelegte Kurse in festen Gruppen wie auch kurzzeitige Wochenend- oder Blockseminare gewählt werden können. Für Ferienprogramme bietet sich ein Angebot aus verschiedenen Modulen an, die einerseits thematisch zusammenhängen, aber auch einzeln besucht werden können. Das reichhaltige Ferienangebot der Stadt Salzgitter wird damit sinnvoll ergänzt.
Zusätzlich sollen in Absprache mit der VHS Kooperationen mit allgemeinbildenden Schulen entwickelt werden, die das Unterrichtsangebot in den genannten Fächern erweitern und zusätzliche Arbeitsgemeinschaften für Schüler/innen aller Klassenstufen ermöglichen.
Grundsätzlich soll es sich bei den Angeboten um Gruppenkurse handeln. Während sich die Dauer der Gruppenkurse an den Schulhalbjahren orientieren wird, können offene Angebote für Jedermann an Wochenenden oder als Ferienprogramme besucht werden.
Inhalte
Musik mit Angeboten des sonstigen musischen Unterrichtes, wie Rhythmische Erziehung und Workshopangeboten, z.B. Gesang, Musikhörkurse in Verbindung mit Konzertbesuchen, Tonstudioseminaren, Veranstaltungstechnikkursen.
Kunst mit Mal- und Zeichenkursen die sich nach Themen oder Techniken ausrichten, Bildhauerisches arbeiten, verschiedene Drucktechniken, Malreisen und Ausstellungsbesichtigungen.
Literatur mit Schreibwerkstatt, Literarische Früherziehung und Buchgestaltung.
Kreatives Gestalten mit themenbezogenen Bastelworkshops u.a.
Technik und Experimentieren mit dem Bauen von Robotern.
Medien mit Künstlerischer Fotografie, Fotolabor, Bildgestaltung und Bildbearbeitung, sowie Filmstudio.
Theater mit Fahrten zu Theateraufführungen, Themenworkshops (z.B. Pantomime, Comedy, Musical) und der Bildung eigener Theater- und Musicalgruppen, sowie der Unterstützung von Theatergruppen an den Schulen.
Tanz vom kreativen Kindertanz zu Historischen Tänzen.
Räumlichkeiten und Ausstattung
Während im Bereich Musik adäquate Räumlichkeiten in der Musikschule zur Verfügung stehen, müssen für den Bereich Kunsterziehung, Theater und Tanz Mehrzweckräume, wie der Saal der Alten Feuerwache, genutzt werden. Ergänzend dazu verfügt der Fachdienst Bildung und Integration über eigene Kunst und Kreativräume, Brennöfen und Werkräume in der VHS und an den Schulen.
Für Kursangebote aus dem Bereich Handwerk sowie Literatur stehen gut ausgestattete Arbeitsmöglichkeiten im Städtischen Museum sowohl in der Lernwerkstatt im Schloss als auch im Schafstall zur Verfügung.
Personal
Die Kunst- und Kreativschule benötigt pädagogische Mitarbeiter/innen aus dem Bereich Kunst- und Kulturpädagogik, Musiklehrer bzw. Kräfte mit einem künstlerisch/gestalterischen oder handwerklichen Beruf bzw. Hintergrund. Aufgrund der Bandbreite des Angebotes lässt sich das Konzept der Kunst- und Kreativschule mit geeigneten Honorarkräften umsetzen. Die Entwicklung neuer Angebote sowie die notwendigen Verwaltungsaufgaben sind von dauerhaft präsentem Personal zu leisten. Dieses Personal ist im Fachdienst 41 bereits vorhanden, daher könnten diese Aufgaben ohne zusätzlich entstehende Personalkosten übernommen werden.
Finanzierung
Grundsätzlich finanziert sich die Kunst- und Kreativschule aus Teilnehmerentgelten sowie städtischen Haushaltsmitteln. Projektbezogene Zusatzfinanzierungen (u.a. Regionale Kulturförderung aus Landesmitteln, Stiftungsgelder) sind nach Möglichkeit einzuwerben. Die Gebühren orientieren sich an denen vergleichbarer Einrichtungen, z. B. an dem Entgelt der städtischen Musikschule für den Unterricht in den Ergänzungsfächern.
Abgrenzung
Eine Kunst- und Kreativschule ist sowohl inhaltlich als auch aus logistischen und räumlichen Gründen auf Kooperation angewiesen. Dennoch ist es unverzichtbar, dass die beteiligten Partner ihr eigenständiges Profil beibehalten. Es muss und soll ein Unterschied bleiben, ob Kinder und Jugendliche an einem musikalischen Kursangebot im Rahmen der Kunst- und Kreativschule teilnehmen, oder eine Instrumentalausbildung im Gruppen- oder Einzelunterricht der Musikschule belegen, der ihrem Auftrag und Anspruch nach langfristig angelegter und nachhaltiger Ausbildung im musikalischen Bereich entspricht.